Apps sind aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken und eröffnen vielerlei Möglichkeiten und Annehmlichkeiten in unser alle Leben. Nun hat eine App auch die Land- und Fleischwirtschaft erreicht – und zeigt durchaus das Potenzial, diese zu revolutionieren und für eine etwas stressfreiere Zukunft zu sorgen für Tier und Mensch!
Viehverkauf im digitalen Zeitalter
Mit der App namens viehworld können Landwirte ihre Nutztiere aus dem eigenen Stall heraus zum Verkauf anbieten. Dadurch sparen sie nicht nur den aufwendigen Transport der Tiere zu Auktionsveranstaltungen. Auch gesundheitlich hat das Angebot Vorteile, denn oft holen sich Tiere bei Auktionen Krankheiten und Verletzungen.
Das interaktive Tool steigert den Mehrwert für alle Beteiligten am Markt: für Landwirte im An- und Verkauf, Viehhändler, Konsumenten, Versteigerungshallen, Fleischverarbeiter und die Tiere selbst. Denn auf der App werden alle relevanten Daten für den Privatverkauf eines Nutztiers abgebildet: von Zuchtdaten über Stammbaum bis Reproduktion. Zusätzlich kann der Nutzer zu jedem Tier – Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Pferde, … – passende Fotos und Videos hochladen
Das Potenzial ist da: In Österreich gibt es rund 54.000 Rinderhalter, wobei jeder Betrieb im Durchschnitt 35 Tiere hat. Insgesamt existieren demnach in Österreich knapp 1,9 Millionen Kühe. Zusätzlich versorgen 21.000 Schweinehalter rund 2,7 Millionen Schweine. Allein der Versteigerungsmarkt für Rinder beläuft sich auf 77 Millionen Euro be gut 60.000 Tieren. „Der Markt ist enorm und mit unserer Versteigerungs-App digitalisieren wir diese Branche. In einem ersten Schritt starten wir mit dem Rinderhandel, weitere Tierarten werden Step by Step ergänzt“, erklärt viehworld-CEO Florian Aspalter.
Erfolgreiche Gründer
Florian Aspalter hat gemeinsam mit Wolfgang Schiessl die App viehworld gegründet. Aspalter ist ausgebildeter Banker und kümmert sich als Vermögensverwalter um alle finanziellen Angelegenheiten. Zudem ist der Mostviertler auch selbst Landwirt.
Wolfgang Schiessl ist seit sieben Jahren Tierarzt und betreibt eine Praxis mit sechs weiteren Tierärzten. Er kommt ebenso aus dem Mostviertel und hatte die Idee für viehworld. Durch seine jahrelange Expertise weiß er, welche Bedürfnisse Tiere und Landwirte haben.
Der Erfolg gibt dem Start-up recht: Seit September ist die App auf dem Markt und wurde bis Ende November bereits über 5.000 Mal heruntergeladen. In der Kategorie „Wirtschafts-Apps“ liegt viehworld seit Wochen sogar unter den Top 5.
Wir haben bei Gründer Wolfgang Schiessl nachgefragt und uns alles rund um die App erklären lassen.
Fleisch & Co: Welches Problem löst Viehworld?
Wolfgang Schiessl: „viehworld ist die ers- te App, die Viehversteigerungen digitalisiert. Im Vordergrund stehen regionale Verkäufe. Dadurch ergeben sich massiv kürzere Trans- portwege, was zu mehr Tierwohl beiträgt. Durch digitale Versteigerungen bleibt den Käufern und Verkäufern – Landwirten und Viehhändlern – mehr Zeit am Hof. Auch die Flexibilität der Bauern steigt, denn mit vieh- world wird das Angebot auf Käufer- und Verkäuferseite massiv ausgebaut.“
Wer kann mitmachen?
Wolfgang Schiessl: „Bei uns können nur jene Gruppen mitmachen (Landwirte, Viehhändler, Schlacht- betriebe), die auch eine AMA-Kennung haben, mit der sie sich nach dem Download der App einmal einloggen müssen. Das garantiert, dass ausschließlich mit Viehverkäufen betraute Gruppen auch dabei sind.“
Können auch Fleischverarbeiter und Fleischereien profitieren?
Wolfgang Schiessl: „Natürlich. Ein Fleischermeister oder Schlachtbetrieb kann sich direkt an uns wenden und wir schalten ihn frei. Das heißt, auch ein Fleischerbetrieb kann bei uns ganz normal Tiere kaufen. Beim erstmaligen Login gibt es einen eigenen Bereich für Betriebe, die keine AMA-Kennung haben. Einfach anmelden und wir schalten ihn frei. Die Bearbeitung dauert in der Regel ein bis drei Tage. Die Bezahlung und den Transport der Tiere machen sich der Käufer direkt in der App mit dem Verkäufer aus.“
Wie sorgt Ihr dafür, dass die Daten zu den Tieren auch korrekt sind?
Wolfgang Schiessl: „Die Daten der Ohrmarken jedes einzelnen Tiers garantieren valide Daten. Zudem müssen sich alle Landwirte und Viehhändler, die viehworld nutzen wollen, einmalig über ihren persönlichen e-Account von der AMA (AgrarMarkt Austria) einloggen. Somit ist jeder Marktteilnehmer eindeutig registriert und für uns identifizierbar. Da wir permanent an der technischen Weiterentwicklung arbeiten, wird es bald ein ausgeklügeltes Bewertungssystem geben. Hier werden Bewertungen sowohl von Käufern zu Verkäufern als auch umgekehrt möglich sein.“
Mit welchen Kosten muss man bei der Nutzung rechnen?
Wolfgang Schiessl: „Für die transparenten Versteigerungen auf viehworld ist weder ein Mitgliedsbeitrag noch eine Grundgebühr fällig, sondern lediglich eine geringe Provision bei erfolgreichem Verkauf.“
Auch die Tiere und die Umwelt können von viehworld profitieren …
Wolfgang Schiessl: „Das Tierwohl und kurze Transportwege sind laut aktueller Umfrage die wichtigsten Aspekte beim Verkauf von Tieren. Da sich über den App-Verkauf die Transportwege verkürzen, sinkt wiederum das Risiko von Krankheiten dramatisch. Mithilfe eines geografischen Filters gewährleisten wir, dass Tiere in der unmittelbaren Umgebung verkauft werden. Das garantiert ein geringeres Risiko für die Einschleppung von Krankheiten in den eigenen Stall und eine Minimierung von Fremdkeimbelastungen. Zudem wirkt sich jeder gesparte Transport-Kilometer positiv auf den Stresslevel der Tiere aus.“
All die genannten Punkte leisten einen enormen Beitrag für Nachhaltigkeit sowie Konsumenten- und Klimaschutz: von gesünderem, regionalem und besserem Fleisch bis zur Verringerung des CO-Ausstoßes aufgrund kürzerer Transportwege.”
Also braucht es keine Auktionen mehr?
Wolfgang Schiessl: „Mit viehworld sehen wir uns in keiner Weise als Konkurrenz zu Versteigerungshallen, sondern als ideale partnerschaftliche Ergänzung. Denn viehworld bietet eine krisensichere Alternative, wenn Live-Versteigerungen wie aufgrund der COVID-19-Maß- nahmen nicht möglich sind.“
Welche Ziele habt Ihr euch gesetzt?
Wolfgang Schiessl: „Wir wollen eine Community an Landwirten und Viehhändlern in Österreich bilden, die all die genannten Vorteile und Verbesserungen erkennen und erfolgreich nutzen. Denn unsere Maßnahmen sollen sowohl den Nutztierhandel transparenter machen als auch das Image der Landwirtschaft generell verbessern.
Ebenso wichtig ist uns, dass wir durch weitere digitale Hilfsmittel und Prozesse den Bauern das Leben erleichtern. So muss zurzeit bei jedem Verkauf ein eigener Viehverkehrsschein händisch ausgestellt werden – diesen Ablauf wollen wir digitalisieren und automatisieren. Gleiches gilt für die An- und Abmeldungen von Tieren am Hof.
Zusätzlich wollen wir neben einem hochkarätigen Bewertungssystem den Käufern und Verkäufern künftig auch die Mög- lichkeit bieten, dass sie Profile für die Bewerbung ihrer Höfe anlegen. Außerdem – und das ist der größte Schritt in nächster Zeit – wollen wir nach dem Roll-out in Österreich auch nach Deutschland, Schweiz und Italien expandieren.“